Hundertwassers Kommentar zum Werk

Alain Jouffroy, ein bekannter junger Pariser Kunstkritiker, schlug mir vor, unter ärztlicher Aufsicht eine neue Droge, Philocybine, auzuprobieren und unter ihrem Einfluß zu malen. Er würde dann eine Ausstellung organisieren mit Bildern berühmter Maler, die unter dem Einfluß dieser neuen Droge entstanden waren, unter anderem von Michaux, Picasso und mir. Ich willigte ein, da es unter ärztlicher Kontrolle geschehen sollte, und er brachte mich gleich ins Hôpital Saint Anne, (dort, wo Fulchignioni den Spiralenfilm gedreht hatte, der mich so beeinflußte). Eine Ärztin gab mir eine Handvoll weißer Pillen und ein Glas Wasser. Ich fragte gleich, wo die anderen Maler seien. Man sagte mir, ich wäre der erste, doch da war es schon zu spät, die Pillen waren schon geschluckt. Es war ein weißer Raum mit einem Bett, einem Tisch, einem Sessel und einer Lampe, die von der Decke hing. Ich packte meine Malsachen aus, grundiertes Papier, Aquarellfarben, Pinsel, Wasserglas, bereit zu malen, wenn der "Trip" beginnt. Jouffroy und die Ärztin ließen mich allein. Ich wartete mit dem Pinsel in der Hand, doch bald wurde mir derart sterbensübel, daß ich mich nur noch aufs Bett legen konnte. Die Ärztin kam, fragte, ob ich etwas sehe, höre, fühle. Ich sagte: "Mir ist nur schlecht". Der Raum war hoch. Ich war wieder allein. Ich erinnerte mich, daß ich gekommen war, um zu malen, um an einer bedeutenden Ausstellung teilzunehmen. Mit allergrößter Willensanstrengung kroch ich zum Tisch, hielt meine Hand mit der anderen, weil sie nicht zu bewegen war, legte meine Schulter aufs Papier und zeichnete die Umrißlinie, dann ein "Porträt" von Jouffroy, der ab und zu hereinkam. Mit dem Nachlassen der Pillenwirkung konnte ich besser arbeiten. Die Andersartigkeit der Bilder kam nur daher, weil ich physisch halb gelähmt war, nicht weil ich Halluzinationen hatte. Danach fuhr ich sogar im eigenen Auto, einem tomatenroten Renault Dauphine, Jouffroy zum Place de la Contrescarpe, und erst da waren die Straßenlichter sehr schön. Ich gab Alain beide Aquarelle. Er machte keine Ausstellung und verkaufte die Bilder sogar. Ich habe nie wieder Drogen genommen. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 371f.)

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LES LUNETTES ADOUCISSANTES D'ALAIN JOUFFROY - DEUXIEME TABLEAU SOUS L'EFFET MOINDRE DE LA PHILOCYBINE
DIE VERSCHMELZENDEN BRILLEN DES ALAIN JOUFFROY - ZWEITES BILD UNTER DER EINWIRKUNG VON PHILOCYBINE
The Melting Spectacles of Alain Jouffroy - Second Painting Under the Influence of Philocybine

Paris, 1966
Painted under the influence of drugs with medical supervision in Hôpital St. Anne, Paris, on suggestion of Alain Jouffroy, December 1958 - painted over in April 1966.
500 mm x 650 mm
Aquarell auf weiß grundiertem Packpapier, übermalt mit mixed media
  • Galleria La Medusa, Rome, 1962
  • *
  • Travelling exhibition 1967:
  • Galerie Karl Flinker, Paris, 1967
  • Hanover Gallery, London, 1967
  • Galerie Krugier / Galerie Georges Moos, Geneva, 1967
  • Kunstverein Berlin, 1967
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  • World Travelling Museum Exhibition:
  • Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, 1975
  • Musée de l'Etat, Luxembourg, 1975
  • Musée Cantini, Marseille, 1975
  • *
  • Galerie Patrice Trigano, Paris, 1999
  • Hundertwasser, Regentag - Rainy Day - Jour de pluie, Munich, 1972, pp. 47 (c, original version, photomontage), 85
  • W. Schmied, Hundertwasser, Salzburg 1974, pl. 63 (c), p. 315
  • Hundertwasser Postcardbook: Lost and Stolen Pictures, Cologne, 1995 (c)
  • A. C. Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Cologne, 2002, Vol. II, p. 371/372 (and c)
  • F. Hundertwasser / P. Restany, Hundertwasser, New York, 2008, p. 63 (c)
  • Galleria La Medusa, Rome, 1962 (c, original version)
  • Kestner-Gesellschaft, Hanover, 1964, pp. 94 (c, original version), 173
  • Hanover Gallery, London, 1967 (c)
  • Galerie Krugier / Galerie Georges Moos, Geneva, 1967 (c)
  • Galerie Flinker, Paris, 1967 (c)
  • Kunstverein Berlin, 1967 (c)
  • Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, 1975, p. 315 (c)
  • Musée de l'Etat, Luxembourg, 1975, p. 217 (c)
  • Musée Cantini, Marseille, 1975, p. 217 (c)
  • A.S.U. Hall, Cairo, 1975, p. 217 (c)
  • Statens Museum for Kunst, Copenhagen, 1976, p. 315 (c)
  • Musée Dynamique, Dakar, 1976, p. 315 (c)
  • Musée des Beaux-Arts, Montreal, 1978, p. 315 (c)
  • Palais des Beaux-Arts, Brussels, 1978, p. 315 (c)
  • Galerie Patrice Trigano, Paris, 1999, pl. 6 (c)
  • Travelling exhibition 2005/2006: England/Germany/Austria, p. 226 (c)
  • I. Tomassoni, Per una ipotesi barocca, Rome, 1963, p. 14 (c, original version)
  • E. Goldsmith (ed.), Research in illustration, Brighton, 1981, p. 150 (b)
  • Novum Gebrauchsgrafik, Oct. 1974 (c)
  • Hundertwasser 2004 Calendar, Taschen, Cologne (and reprints)
  • Hundertwasser 2012 Calendar, Taschen, Cologne (and reprints)