DIE HUMUSTOILETTE

Friedensreich Hundertwasser

SCHEISSE WIRD ERDE, DIE MAN AUFS DACH LEGT,

WIRD ZU WIESE, WALD UND GÄRTEN.

SCHEISSE WIRD ZU GOLD.

ES BEFRIEDIGT SEHR, SO IMMER REICHER ZU WERDEN.

DER KREISLAUF IST GESCHLOSSEN.

ES GIBT KEINEN ABFALL MEHR.

DIE UMWELT GESUNDET.


Immer wenn ich ein englisches Wasserklosett benutze, habe ich dasselbe schlechte Gewissen, wie wenn ich Auto fahre oder Flugzeug fliege. Die Wasser-Toiletten sind eine der vielen gefährlichen Sackgassen unserer Zivilisation: Verschwendung von Unmengen reinem Trinkwasser, um etwas Scheiße und Urin fortzutragen.


Aus 1 kg Wertvollem werden so 50 Liter gefährlicher Substanz, die Grundwasser, Brunnen, Flüsse, Seen und Meere verseucht. Der Raubbau wird durch Wegspülen von Lebenswichtigem vervielfacht. Das Land verarmt.


Kunstdünger ist kein Ersatz.


Wasserklosett:

Aus 1.000 Gramm Scheiße wird

       50.000 Gramm Unrat-Gift.

Humusklosett:

Aus 1.000 Gramm Scheiße wird

       50 Gramm Rohstoff-Gold.


MUSS ICH MEINE SCHEIßE VERSCHENKEN


UND DAMIT DIE UMWELT VERGIFTEN?

ICH BEHALTE SIE LIEBER

UND WANDLE SIE IN GOLD UM.


In einer Humustoilette werden Scheiße und auch Küchenabfälle zu nur 5% des ursprünglichen Volumens und Gewichtes zu Rohstoff kondensiert.


Kein Wasserverbrauch, keine Kanalisation, keine Krankheitserreger, keine Seuchenverbreitung, kein Müll, keine Müllabfuhr, keine Latrinen, keine Senkgruben, keine Jauchetransporte, keine Chemikalien, billig, Einsparen von Kläranlagen, geruchfrei, Wiederverwertung als Humus.


Man braucht nur einen großen Kübel, ein Brett mit 2 Löchern, eines zum Hineinmachen, eines für den Luftabzug, einen Deckel, der Luft hineinlassen soll, ein Ofenrohr, eine kleine Lampe oder Wärmequelle, Luft, Feuchtigkeit, Wärme und Humusbakterien, um zu beginnen.





In Schweden gibt es viele Humustoiletten: Clivus, Mull-Toa, Mullbänk, Multrum und andere. Sie sind moderner als meine, vollautomatisch, von den Gesundheitsbehörden geprüft und empfohlen, und man kann sie kaufen.

 

Publiziert in:

Ausstellungskatalog Haus der Kunst München, 1975, S. 342-344